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Projekte

Björn Bertrams

Björn Bertrams forscht zur Verflechtungsgeschichte von Literatur und Ethnologie im 20. Jh. In seiner Dissertation behandelt er die ethnographische Konfrontation moderner Literaten mit indigenen Ekstasekulten und die Katharsis als Legitimationsfigur im Tragödien- und Ritualdiskurs der Moderne. Hieran sowie an seine konzeptuelle Forschung zu Pathos und Passivität kann Bertrams für seinen Netzwerkbeitrag anschließen, um am Beispiel der französischen Ethnologie zu fragen, inwiefern dieser der fachliche Gegenstandsbereich des ‚Fremden‘ durch die theoriehistorische Nivellierung der unverfügbaren (pathischen/affektiven) Selbstanteile verlorengegangen ist.

Nora Binder

Nora Binder forscht zur Geschichte (sozial-)psychologischer und humanwissenschaftlicher Subjektbegriffe und den mit diesen verbundenen Zugriffen auf das Individuum. Ihr Habilitationsvorhaben zur sozialen Kompetenz erweitert die psychologiehistorische Perspektive um wirtschaftshistorische Gesichtspunkte und befasst sich mit einer Epistemologie des Zwischenmenschlichen (1930-1970). Im Netzwerk wird Binder ihre Vorarbeiten zur politischen Epistemologie der Gruppe fortführen und untersuchen, welcher Begriff des Subjekts von den Kommunikationswissenschaften der 1950er und 1960er Jahre entwickelt wird, die dieses im Zusammenhang seiner zwischenmenschlichen Beziehungen verorte.

Ronan de Calan

Projektbeschreibung folgt.

Rosa Eidelpes

Rosa Eidelpes forscht zu den Verbindungen zwischen der akademischen Ethnologie, Alternativszene und Literatur/Künsten im deutschsprachigen Raum der 1970er bis 1980er Jahre. Neben dem sogenannten „Ethnoboom“, der „ethnologischen Subkultur“ und künstlerischen Manifestationen steht in der aktuellen Forschungsphase insbesondere das in der Ethnologie der 1970er beobachtbare Interesse an den Trance-Praktiken außereuropäischer Kulturen im Mittelpunkt, das mit dem omnipräsenten Gefühl der „Entfremdung“ in westlichen Gesellschaften korrespondiert. Im Netzwerk werden die damit in Zusammenhang stehenden passivischen, auf Zuständen der Alterität beruhenden Subjektentwürfe zur Diskussion gestellt.

Jens Elberfeld

Jens Elberfeld hat empirisch breit zur Geschichte des modernen Subjekts geforscht, vor allem zur Wissensgeschichte der Therapeutisierung. Konzeptionell hat er ein besonderes Augenmerk auf Körper und Geschlecht gelegt sowie auf die Einbindung von Akteuren und Institutionen in die Analyse von Subjektivierungspraktiken. Ferner hat er zu theoretisch-methodischen Aspekten in der Historiographie des Selbst und deren Beziehung zur Allgemeingeschichte publiziert. Im Netzwerk wird er sich der Frage widmen, ob es mit der behavioristischen Verhaltens- und der kybernetischen Familientherapie zur Entdramatisierung des Selbstverlusts gekommen ist und welche gouvernementalen Effekte das hatte.

Marie Guthmüller

Marie Guthmüller forscht zum Wissen von Seele und Psyche in religiösen, wissenschaftlichen und literarischen Texten des 17.-21. Jh. Sie hat insbesondere zum Dialog zwischen Literaturkritik und Psychophysiologie in Frankreich sowie zum Traum in der italienischen Moderne gearbeitet, in jüngerer Zeit auch zum Seelenwissen hagiographischer Texte des 17. Jh. Im Rahmen des Netzwerks interessiert sie sich für kollektive Träume sowie dafür, wie mit diesen in psychopathologischen, ethnologischen, philosophischen und soziologischen Texten der zweiten Hälfte des 20. Jh. umgegangen wird. Ihr Fokus liegt dabei auf den frühen Schriften des italienischen Ethnologen Ernesto de Martino.

Sandra Janßen

Sandra Janßen forscht zur Wissensgeschichte des Subjekts zwischen Psychologie und Literatur. Ihre derzeit entstehende Monographie zum ‚totalitären Subjekt‘ erweitert diese Konstellation auf die politische Theorie, wobei auch die ‚Kollektivität‘ dieses Subjekts zur Debatte steht. Darüber hinaus hat Janßen methodologische Reflexionen zur Wissensgeschichte des Subjekts vorgelegt, die den Ausgangspunkt der Netzwerksarbeit bilden. Inhaltlich wird sie sich im Netzwerk vor allem mit Konzeptionen von Gesellschaften als Kollektivsubjekten befassen und versuchen, deren historische Abfolge mit ihren psychologiehistorischen Periodisierungsvorschlägen zu verknüpfen.

Eva Johach

Eva Johach legte zahlreiche Beiträge zur Kollektivforschung vor und richtete ihr Augenmerk dabei auf die interdiskursiven Wechselwirkungen zwischen Sozial- und Naturwissenschaften. Ihr derzeitiges Buchprojekt widmet sich dem Erbe der psychedelischen Revolution der 1960er Jahre und den Bewusstseins- und Subjektvorstellungen, in denen die Vorstellung der (personalen) Abgegrenztheit radikal hinterfragt wird. In das Netzwerk eingebracht werden die bislang vernachlässigten Genealogien der Kollektivität und Subjektivität, die im Kontext des Psychedelismus, der transpersonalen Psychologie, Tiefenökologie und der zeitgleich entstehenden Technoutopien entwickelt werden.

Bernhard Kleeberg

Bernhard Kleeberg arbeitet u.a. zur Wissenschaftsgeschichte der (Sozial-)Psychologie, für die sich Erfurt aufgrund verschiedener Forschungsarbeiten und der Schreibwerkstatt Psychologiegeschichte jüngst zu einem wichtigen Ort entwickelt hat. Konkret forscht er zur frühen Werbe- und Konsumpsychologie, der Geschichte des Gedankenexperiments und des Brainstormings und der Geschichte von Konzepten der Balance, Dissonanz und Konformität. In das Netzwerk einbringen wird er Forschungen zur Frage nach dem Verhältnis von Rationalität, Willenskraft und der Unverfügbarkeit verhaltenssteuernder Gewohnheiten.

Rebekka Ladewig

Rebekka Ladewig forscht zur Geschichte des impliziten Wissens im Zeichen der Kybernetisierung des Denkens, mit der sich die Grenzverläufe der Formalisierung von Wissen grundlegend verschieben. Im Fokus ihres Interesses steht damit die Frage nach der Unverfügbarkeit eines positiven (bzw. positivierbaren) Wissens und dessen theoretischer wie epistemologischer Konzeptualisierung seit den 1940er und 50er-Jahren. Im Rahmen des Netzwerks befragt sie das Konzept des Personalen – als das von Michael Polanyi entworfene Subjekt des (impliziten) Wissens – mit Blick auf die zwischen individuellen und kollektiven Dimensionen oszillierenden epistemologischen Elemente.

Verena Lehmbrock

Projektbeschreibung folgt.

Antonio Roselli

Antonio Roselli forscht zur Ergriffenheit, die sich in den 1920er Jahren als kulturtheoretischer Begriff etabliert, der im Selbstverlust ein kultur- und gemeinschaftsstiftendes Moment erkennt und bis in die 1960er Jahre in verschiedenen Disziplinen eine wichtige – aber auch politisch ambivalente – Rolle spielen wird. Im Begriff der Ergriffenheit bündeln sich ethnologische, religions- und literaturwissenschaftliche Diskurse, die sich um Fragen der subjektiven Unverfügbarkeit, der Gemeinschaftsbildung, Subjekt-Objekt-Relation und Epistemologie drehen. Als interdisziplinäre Drehscheibe eröffnet dieser Begriff wichtige Perspektiven besonders für die zweite und dritte Achse des Projekts.

Laurens Schlicht

Laurens Schlicht forscht zur Wissenschaftsgeschichte der Humanwissenschaften mit einem Fokus auf der Frage, wie verschiedene Formen von Subjektivität in Forschungsprozessen als Voraussetzung, Ergebnisse oder funktionale Bestandteile eine Rolle spielten. In das Netzwerk wird er seine Forschungen zum historischen Wandel von Subjektformen einbringen. Hier legt er einen Schwerpunkt auf Formen kollektiver Subjektkonstruktionen in der Psychologie am Anfang des 20. Jh. und auf die politische und epistemische Aushandlung zwischen verschiedenen, mit der gouvernementalen Kontrolle von Subjektivitäten befassten Personengruppen.

Mischa Suter

Mischa Suter untersucht als PI des vom SNF geförderten Projekts „Decolonizing the Psyche: The Politics of Ethnopsychology, 1930-1980“, wie die menschliche Psyche im Zeitalter der Dekolonisierung zu einem Gegenstand der politischen Verhandlung wurde. Das Projekt fokussiert unter dem Mantelbegriff einer Geschichte der „Ethnopsychologie“ drei Stränge der „psy-disciplines“: Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie und psychiatrische Epidemiologie in ihren jeweiligen Verknüpfungen zur Anthropologie. Ins Netzwerk bringt er insbesondere die Frage danach ein, zu welchen Subjektfiguren eine „Psyche des global Südens“ für Protagonist:innen der Psychowissenschaften Anlass gab.

Florence Vatan

Florence Vatan forscht zu den Wechselbeziehungen zwischen Psychologie und Literatur, vor allem in Deutschland und Frankreich. Neben einem laufenden Projekt zur französischen Rezeption der Gestaltpsychologie befasst sie sich mit der Frage nach der literarischen Darstellung der Masse. Im Netzwerk wird sie Vorarbeiten zu Robert Musil und Elias Canetti aufgreifen und, beginnend bei Jules Michelet, Espinas und Le Bon, nach den epistemischen Modellen fragen, nach denen kollektives Verhalten gedeutet wird (primitivistische und statistische Modelle ebenso wie das Gestaltkonzept oder der Insektenstaat als Modell).

Alexander Wierzock

Alexander Wierzock arbeitet zu Werk und Wirken von Wissenschaftler:innen zwischen Sozialwissenschaften, Politik und sozialen Bewegungen, insbesondere zu Ferdinand Tönnies und seiner Schule. An diesem Kreuzungspunkt befasst er sich auch mit normativen Subjektvorstellungen wie dem Konzept des neuen Menschen, die nach den Umbruchjahren 1918/19 zum Kristallisationspunkt variabler Imaginationen wurden. Im Netzwerk will er sich in genealogischer und topologischer Absicht kollektiven Subjektkonzeptionen während der Formationsphase der Soziologie annähern und Drift- und Diffusionszonen lokalisieren, die zu damaligen gesellschaftspolitischen Einheitsvorstellungen bestanden.